Gebt ihr ihnen zu essen! – Bibel einfach erklärt

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Robert Weinbuch: Leiter katholischer Pastoralraum Am See und Rhy (Foto: zvg)
Wie hilflos stehen wir da vor den Problemen unserer Zeit, was können wir schon ausrichten mit unseren beschränkten Mitteln? Wir haben fünf Brote und zwei Fische, vielleicht reicht das – wenn Gott hilft.
MARKUS, KAPITEL 6, VERSE 35 BIS 38:
«Die Jünger sagten zu Jesus: Schick die Leute weg, damit sie in die umliegenden Gehöfte und Dörfer gehen und sich etwas zu essen kaufen können! Er erwiderte: Gebt ihr ihnen zu essen! Sie sagten zu ihm: Sollen wir weggehen, für zweihundert Denare Brot kaufen und es ihnen zu essen geben? Er sagte zu ihnen: Wie viele Brote habt ihr? Sie sahen nach und berichteten: Fünf Brote und außerdem zwei Fische.»

«Gebt ihr ihnen zu essen!» - eine ganz schöne Zumutung für die Jünger. Ihre zweihundert Denare reichen niemals aus, um Lebensmittel für 5000 hungrige Menschen zu kaufen, so dass sie satt werden.
«Gebt ihr ihnen zu essen!» - dieser Satz berührt mich mehr als das Wunder, das schliesslich erfolgt, die Speisung der Fünftausend.
«Gebt ihr ihnen zu essen!» das sagt Jesus zu uns, das sagt Jesus zu mir. Ich denke, es ist damit nicht gemeint, dass ich einem Hungrigen Brot gebe – wann begegne ich schon einem Hungrigen -, oder einem Obdachlosen in Zürich eine Obdachlosenzeitung abkaufe, oder ein paar Franken an ein Hilfswerk spende – auch wenn das durchaus ehrenwerte christliche und humane Handlungen sein können.
«Gebt ihr ihnen zu essen!» - das bedeutet, dass ich verantwortlich bin, dass wir verantwortlich sind, wenn unsere Mitmenschen hungern. Es geht dabei nicht nur um den Hunger nach Brot, sondern auch um den Hunger nach Frieden, Gerechtigkeit, Toleranz, Menschenwürde, Angenommensein und Liebe.
Jesus traut es uns zu, uns als Gemeinschaft, dass wir etwas gegen den Hunger in der Welt in seinen vielfältigen Formen erreichen können.
Menschen hungern und leiden wegen Krieg, Umweltzerstörung, Profitgier und Rücksichtslosigkeit; und es sind immense Mittel zum Wiederaufbau der zerstörten Städte nötig, oder auch nur dafür, dass Menschen überleben können.
Es wäre faszinierend, wenn auf dem Einkaufszettel der Hilfswerke stehen würde «Fünf Brote und zwei Fische», anstatt Zelte, Trinkwasseranlagen, Medikamente, und was leidende Menschen sonst noch brauchen.
«Fünf Brote und zwei Fische» könnten sein: Kreativität und Fantasie, Hilfsbereitschaft und Menschlichkeit, Begeisterung und das Vertrauen, dass mit Gottes Hilfe unsere bescheidenen Mittel ausreichen. Jesus traut uns zu, dass wir dazu beitragen können, dass das Leben von Menschen gelingt, wenn wir unsere fünf Brote und zwei Fische dafür einsetzen. Wenn wir uns das trauen, geschieht vielleicht auch heute noch Wunderbares.

Robert Weinbuch, Pastoralraumleiter, Mammern
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