Bereit zu Versöhnung – auf den Mut, österlich zu leben! - Bibel einfach erklärt (SN)

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Verena Hubmann (Foto: Bibelkolumne)
Für die Philosophin Hannah Arendt macht das Geborenwerden uns Menschen aus. Mit unserer Geburt ist ein erster Anfang gesetzt. Später im Leben fangen wir immer wieder neu an. So lebt es sich österlich!
2. KORINTHER, KAPITEL 5, VERS 17
«Paulus schreibt im zweiten Brief an die Gemeinde von Korinth: „Vielmehr wissen wir: Wenn jemand zu Christus gehört, ist er eine neue Schöpfung. Das Alte ist vergangen, und etwas ganz Neues hat begonnen! Das alles ist Gottes Werk. Er hat uns durch Christus mit sich selbst versöhnt und hat uns den Dienst der Versöhnung übertragen.»

Neuwerden gehört zum Leben. Mit jedem Frühlingserwachen macht die Natur es uns vor. Auch in unserem Leben ist ständiger Neubeginn angesagt. Ohne gibt es kein Leben, keine Veränderung, kein Wachsen.

Unsere Geburt ist ein erster Anfang. Zeitlebens bleiben wir geborene Anfängerinnen und Anfänger. Wir hören nicht auf zu lernen: eine Sprache, Gärtnern, den Umgang mit KI. Wir reisen, begegnen anderen Kulturen, erweitern unseren Horizont. Wir sind vor Herausforderungen gestellt, durchleben Krisen, Trennung, Abschied. Ständig fangen wir irgendwo noch einmal an.

Das Geborensein als menschliche Grunderfahrung übernimmt die Theologin Ina Praetorius von Hannah Arendt für den christlichen Glauben. Dieser ist das tiefe Vertrauen, dass Gott mit uns Menschen immer wieder neu anfängt. Gott wird Mensch. Wir haben das Bild des kleinen Kindes bei Jesu Geburt noch vor Augen. So nahe will Gott uns sein. In den Um- und Aufbrüchen des Lebens, in den Krisen, in denen sich ein Neubeginn mit aller Macht aufdrängt, steht Gott uns zur Seite.

Jesus selbst begegnet jedem Menschen neu, völlig offen, ohne Vorbehalt und Vorurteil. So bedingungslos ist Gottes Liebe! Wissen wir uns geliebt, können wir anfangen, uns selbst zu lieben. Heilsame Versöhnung geschieht. Wir können unliebsame Teile unserer selbst, die wir verdrängt haben, zurücklieben. Mit Jesus finden Menschen sich und den Mut, neu anzufangen.

Paulus sagt: wir sind „eine neue Schöpfung“. Oder mit Luther: „eine neue Kreatur“. Da klingt Ostern an als Gottes radikalster Neubeginn mit uns Menschen. Das Leben besiegt den Tod! Ostern ist Versöhnung pur. Gott schenkt sie uns. Umsonst, gratis. Sola gratia!

Gleichzeitig ist die Gabe Aufgabe. Der «Dienst der Versöhnung» ist uns ans Herz gelegt. Immer wieder neu anfangen, das können und sollen wir auch untereinander. Wenn ich in den eigenen Beziehungen Versöhnung lebe, lebe ich österlich. Nicht nur als Christin, nicht nur zu Ostern. Im Kleinen beginnt der Frieden und zieht immer weitere Kreise in der Welt.

Pfarrerin Verena Hubmann, Evang.-ref. Kirchgemeinde St. Johann-Münster,
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