By the rivers of Babylon - Bibel einfach erklärt

Bild wird geladen...
Klaus Gross, christkatholischer Pfarrer (Foto: Doris Brodbeck)
Das Exil führt nicht – wie vielleicht erwartet – dazu, dass der Glaube an Gott aufgegeben wird und der Gott der Sieger übernommen wird. Es erfolgt eine tiefe theologische Auseinandersetzung und Weitergabe zentraler Glaubensinhalte, die Hoffnung geben. Damals wie heute.
AUS PSALM 137:
«An den Strömen von Babel, / da saßen wir und wir weinten, wenn wir Zions gedachten. An die Weiden in seiner Mitte hängten wir unsere Leiern. Denn dort verlangten, die uns gefangen hielten, Lieder von uns, / unsere Peiniger forderten Jubel: Singt für uns eines der Lieder Zions! Wie hätten wir singen können die Lieder des HERRN, fern, auf fremder Erde?»

Viele kennen eine musikalische Fassung dieses Psalmes. In den Achtzigern war es der Song «by the rivers of Babylon».
Der Psalm ist ein Hymnus, der die Sehnsucht des Jüdischen Volkes im babylonischen Exil nach seiner Heimat beschreibt.

Das Exil der judäischen Oberschicht in Babylon mit der Erfahrung der Zerstörung Jerusalems und des Tempels ist wohl der wichtigste Einschnitt in der Geschichte der Religion Israels überhaupt.

Sie beginnt 597 v. Chr. mit der ersten Eroberung Jerusalems und des Königreiches Juda durch den babylonischen König Nebukadnezar II

Neben allen Problemen, die solche Kriegserfahrungen verursachten, stellten der Untergang des Tempels und die Deportation nach Babylon die Judäer vor besondere kultische und theologische Schwierigkeiten. Es war nicht möglich, im unreinen Land Babylon nach den Weisungen Gottes zu leben. Daher wurden gewisse Bräuche besonders gepflegt, mit denen man sich zugleich von der andersgläubigen Umwelt unterschied.

Die Anfragen an den Glauben waren gross:

Musste nicht der Untergang des Tempels als Zeichen dafür gewertet werden, dass der Gott Israels unterlegen war und dass sich die assyrisch-babylonischen Hauptgötter Assur und Marduk als die wahren Götter erwiesen hatten?
Doch für die Israeliten führte das Exil zu wesentlich anderen theologischen Einsichten: Das Exil wurde, als Erfüllung dessen gesehen, was die Propheten vorhergesagt hatten, als gerechte Strafe für das frevelhafte Verhalten des Volkes.

In der Niederlage Israels hatte sich Gott also als der eigentliche Sieger erwiesen. Die anderen Völker und deren Götter galten somit nur als seine Werkzeuge.

Das Exil endete mit dem sogenannten Kyrus-Edikt im Jahre 538 Der Perserkönig Kyrus erlaubte den Verbannten nach Juda zurückzukehren und den Wiederaufbau des Tempels.

Klaus Gross, christkatholischer Pfarrer
Mail:

Kolumne in den Schaffhauser Nachrichten
» Archiv der Bibelkolumnen