Geschichte der Ministerialbibliothek
Daten nach einer Zusammenstellung von E. Schellenberg vom 25. Nov. 1947
11. bis 14. Jh.
1045 | erhält Schaffhausen das Münzrecht und wird damit zur Stadt |
1050 | Stiftung des Benediktinerklosters Allerheiligen durch Graf Eberhard III. von Nellenburg |
1083 | bis 1096 amtet Siegfried als 3. Abt des Klosters – in dieser Zeit wird bereits die Hälfte aller während des Mittelalters vorhandener Handschriften angeschafft. Die meisten wurden, vor allem in Hirsau, eigens für Schaffhausen handschriftlich kopiert. |
Der damalige Katalog ist erhalten. Er befindet sich am Schluss eines Bandes der Psalmenauslegungen Augustins. Alle darin aufgeführten Werke sind heute noch – in 24 gut erhaltenen Pergamentfolianten – vorhanden. |
12. Jh.
Zuwachs der Klosterbibliothek: 22 Handschriften, was bemerkenswert ist, darunter ein Cassiodor vom Ende des 8. Jhs. und einige weitere Schriften, die aus der Zeit vor der Klostergründung stammen.
13. und 14. Jh.
Aufgrund des wirtschaftlicher Niedergangs des Klosters gelangen im 13. Jh. nur noch 7 neue Handschriften in die Bibliothek; im 14. Jh. kamen keine weiteren hinzu.
15. und 16. Jh.
15. Jh. | Neuer Aufschwung – Zuwachs von 28 Handschriften, darunter die berühmte Horae canonicae von Frauenlob in Konstanz mit hervorragenden Miniaturen, und das Missale des letzten Abtes Michael Eggenstorfer. Unter den letzten Äbten kommen auch einige wertvolle Frühdrucke (Inkunabeln) hinzu; der älteste von Fust und Schöpfer in Mainz, 1472. |
1570 | Pfarrer C.A. Bächtold schreibt in seinen Beiträgen zu J.J. Mezgers Geschichte der Stadtbibliothek im Jahr 1871: |
(Dass die Ministerialbibliothek vom letzten Abt ...) „... förmlich der Stadtgeistlichkeit übergeben worden sei, wie Prof. Altorfer (Bibliothekar der Ministerialbibliothek von 1780 – 1822) in seinem Katalog behauptet, lässt sich nicht erweisen; aber Tatsache ist es, dass die Bibliothek in der 2. Hälfte des 16. Jh. sich im Besitze der Geistlichkeit befand“. | |
Nach der Reformation wird die Bibliothek in die Sakristei der Kirche St. Johann verbracht und nennt sich nun Bibliotheca ecclesiae Scaphusianae ad S. Johannem oder kurz Bibliotheca ad S. Johannem. | |
1589 | Während Dekan Ulmer Bibliothekar war, ordnet der Chronist Rüeger die Bibliothek und fertigt einen Katalog an, der heute noch vorhanden ist. Darin werden 1‘544 Werke aufgelistet. Ein grosser Teil davon geht während der nächsten 200 Jahre verloren. |
17. Jh.
1636 | Gründung der “Öffentlichen Bibliothek der Bürger Schaffhausens“, der sich nun das Interesse der Bürgerschaft zuwendet. Die „Bibliothek am St. Johann“ gerät in Vergessenheit und bleibt während anderthalb Jahrhunderten fast völlig unbeachtet. |
18. Jh.
Mönche von St. Blasien und Rheinau beginnen sich wieder mit der „Bibliothek am St. Johann“ zu befassen. | |
1762 | ist erstmals von einer Verschmelzung der Bürgerbibliothek (bzw. Stadtbibliothek) und der Bibliothek am St. Johann die Rede. Ein Eintrag im Protokoll der Bürgerbibliothek lautet: |
„Quaestor Voigtherr von Mandach hat angebracht, dass er in Beiseyn Herrn Professor Spleiss die theologische Bibliothec zu St. Johann in Augenschein zu nehmen Gelegenheit gehabt und allda zerschiedene Manuscripta und curiose Werke angetroffen, welche unserer Stadtbibliothec zu etwelcher Zierde gereichen würden und hätten Sie aus dem Discours etlicher Herren Geistlichen wohl vernehmen können, dass sie nicht ungeneigt wären, die ihrige Bibliothec mit der unsrigen zu vereinbahren, insofehrn man ihnen erlauben würde, einen Bibliothecarium aus ihrer fakultet zu wählen und ihnen auch antheil an dem diesseitigen fundo gegeben würde“. | |
1780 | wird der bereits erwähnte Prof. Altorfer jun. der eigentliche Begründer der heutigen Ministerialbibliothek. 22 Mitglieder der Geistlichkeit (Ministerium) verpflichten sich, für eine vorwiegend theologische Bibliothek einen jährlichen Beitrag von 5 Gulden und ausserdem eine Beisteuer an Büchern aus ihren privaten Bibliotheken zu leisten. |
1781 | wird diese theologische Bibliothek mit der Bibliotheca ad S. Johannem vereinigt. Nun kommt die Bezeichnung Ministerialbibliothek auf. |
19. Jh.
1817 | wird jeder neu ins Ministerium aufgenommene Geistliche zur Beitragsleistung an die Ministerialbibliothek verpflichtet. |
1818 | muss ein Teil der Bücher der Ministerialbibliothek im Pfarrhof am Kirchhofplatz untergebracht werden. Die Sakristei des St. Johann vermag den bereits unter Altorfer auf 3‘000 Bände angewachsenen Bestand nicht mehr zu fassen. |
1823 | wird die ganze Ministerialbibliothek im Ostflügel des Kreuzsaales im Allerheiligen untergebracht, wo vor mehr als 700 Jahren ihr Grundstock gelegt worden war und wo sich 1639 – 1792 die Bürgerbibliothek befunden hatte. |
1850 ca. | Um die Jahrhundertmitte tritt die Bürgerbibliothek (sie wird erst 1875 bei der Ausscheidung von Bürger- und Einwohnergut zur Stadtbibliothek) aus ihren Beständen rund 1‘500 theologische Schriften an die Ministerialbibliothek ab. |
1877 | erscheint (nach 1781, 1820 und 1846) ein weiterer gedruckter Katalog. Der Zuwachs wird in Supplementa publiziert, die zeitlich oft in grossen Abständen herausgegeben werden. Das letzte ist 1926 erschienen. |
1877 | legt H. Boos, Basel, das erste wissenschaftlich bearbeitete Handschriftenverzeichnis an (von ihm stammt auch der Handschriftenkatalog der Stadtbibliothek). |
20. Jh.
Pfr. C. Stuckert macht sich durch seine Arbeiten hauptsächlich auf dem Gebiete der Miniaturmalerei um die Ministerialbibliothek verdient. | |
1923 | Übersiedlung der Ministerialbibliothek in das neue Gebäude der Stadtbibliothek. Das Ministerium leistet der Stadt eine Einstandssumme von Fr. 5‘000 (in den städtischen Rechnungen für 1923 und 1924 sind je Fr. 2‘500 verbucht), deren Zinsen als Beitrag an die der Stadt erwachsenden Betriebskosten gedacht sind. Diese Summe war eine vertraglich vereinbarte Entschädigung, die der Kanton der Geistlichkeit beim Auszug der Ministerialbibliothek aus dem Kreuzsaal zu entrichten hatte. Nach dem Vertrag zwischen Stadt und Ministerium vom 1./9. März 1922 trägt das Ministerium grundsätzlich die Kosten seiner Bibliotheksverwaltung selbst, soweit sie über den normalen Ausleihdienst hinausgehen. |
1947 | der Bestand der Ministerialbibliothek dürfte ca. 16‘000 Einheiten betragen. |